Der Archäologe Achim Wendt stellte seine Grabungsergebnisse im Kulturhaus Alte Synagoge vor
Auf Einladung des Freundeskreises Burg und Stadt Münzenberg und der Stadt Münzenberg referierte der renommierte Mittelalterarchäologe Achim Wendt vom Büro für Bauforschung, Dokumentation und Konzeption in Heidelberg am vergangenen Sonntag über seine im Herbst 2023 durchgeführten Grabungen auf Burg Münzenberg. Diese wurden vom Land Hessen finanziert und von der Landesbehörde „Staatliche Schlösser und Gärten Hessen“ und der Landesarchäologie fachlich betreut.
Nach der Begrüßung durch die Bürgermeisterin Dr. I. Tammer, den Freundeskreisvorsitzenden U. Müller und die Fachgebietsleiterin für Bauangelegenheiten und Denkmalpflege der SG Dr. A. Dötsch stellte A. Wendt seine neuen wissenschaftlichen Ergebnisse unter dem Titel „Münzenberg auf den Kopf gestellt und wieder zurück …?!“ vor. Er wies zunächst darauf hin, dass ein ganzes Grabungsteam für die Ergebnisse verantwortlich sei, darunter sein Kollege M. Klefenz, der ebenfalls vor Ort war, und auch die Restauratorin K. Brakebusch. Wendt lobte zunächst die „wegweisenden Beiträge zur Baugeschichte“, die der Architekturhistoriker Günther Binding mit seiner Dissertation 1963 vorgelegt habe. Binding habe die Baugeschichte der Burg in drei Phasen gegliedert: die romanische Burganlage, die Ergänzung durch die Falkensteiner-Bauten und den spätgotischen Ausbau. Diese Darstellung lasse sich nach den aktuellen Grabungen aber so nicht mehr halten: So habe Binding z. B. die Erbauung des Westturms in die Zeit des Interregnums, also um 1245/50 gesetzt, obwohl Merkmale romanischer Baugewohnheiten einen erheblich früheren Baubeginn des Turms nahelegten. Auch die bisher akzeptierte Reihenfolge der beiden direkt aneinandergefügten Ringmauern – innen romanisch, außen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ergänzt – müsse nach Wendts Meinung im Hinblick auf eine umgekehrte Reihenfolge überdacht werden. Der Referent führte aus, dass auch Bindings These, die innere Ringmauer sei wegen eines Baustopps über mehrere Jahrzehnte nicht vollendet worden, nach den Grabungen obsolet sei. Die Untersuchungen von K. Brakebusch bestätigten die spätere Hinzufügung der inneren Ringmauer im Zusammenhang mit dem Bau des romanischen Palas, sodass die äußere Ringmauer definitiv die aus der Gründungszeit der Burg sei.
Wendt erklärte in seinem Vortrag auch die Entwicklung des Burgerbauers Kuno von Hagen und Arnsburg hin zum einflussreichen Reichskämmerer Kuno von Münzenberg – von dessen kleiner Burg in Arnsburg hin zur mächtigen Burg Münzenberg und setzte dies auch in Beziehung zu den Ausbauphasen des „Wetterauer Tintenfasses“. Er belegte dies mit den Münzenberger Brakteaten, den einseitig geschlagenen Silbermünzen, und den vorhandenen schriftlichen Quellen.
Für weitere Einzelheiten verwies er auf seinen Bericht in dem Buch „hessen Archäologie 2023“, der eigentliche Grabungsbericht werde noch auf sich warten lassen.
Nach einer abschließenden Fragerunde bedankten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer im bis auf den letzten Platz gefüllten Kulturhaus aufs Herzlichste für den interessanten Vortrag. Dem schlossen sich Dr. I. Tammer und U. Müller an, die Wendt und Klefenz mit einem kleinen Präsent beschenkten und auch ihren Dank an Dr. A. Dötsch ausdrückten.